Sebastian Thiel
Berichte 1993-2009

Ich will doch nur durchkommen
 


24-Stundenlauf Berlin-Weißensee (6./7.Oktober 2007)

[...] wenn du weißt, das sind jetzt die letzten Stunden, eigentlich nur noch Minuten ... ein gutes Gefühl. Und schon ein halbe Stunde später bist du wieder deprimiert. Wieder tut alles weh, wieder schmerzt alles, und dass es nur noch zwei Stunden sind, ist überhaupt kein Trost, denn zwei Stunden sind so verdammt lang... und du hast noch lange nicht das Gefühl, dass du es bald geschafft hast. Immer wieder siehst du die Uhr, auf die Anzeige am Start- und Zielbereich und siehst, 22:30 h sind vergangen, 22:40 h sind vergangen usw., aber schneller wird sie nicht, die Zeit. Vergeht einfach nicht schneller [...]

24-Stunden-Lauf Berlin-Weißensee 2007

IronMan Roth (13. Juli 1997)




[…] Jetzt hatte ich also noch viel Zeit, so viel Zeit, wie ich vielleicht nie mehr im Leben für irgendetwas habe […] Der Weg zurück zur Lände hätte dann eigentlich so etwas wie einen Endspurt einläuten können. Aber ich wurde nicht schneller, machte weiter Gehpausen. Was interessierte mich die Zeit. Ich hatte keine Ziele, außer das eine, es zu erreichen […]



 

IronMan Roth 1997

Langtriathlon Schwerin (20. August 1994)

[...] Als ich km 18 erreichte, stoppte ich meine Uhr: 9:58:21 h. […] Dann kam Günter Teichmann vorbei, und ich wusste, dass er schon mal die zehnfache IronMan-Distanz bewältigt hatte. Davon hatte ich auch Rupert erzählt. Günter rief mir zu, dass ich langsam weitermachen sollte, und Rupert sagte, dass Günter noch hinter mir lag. Ich glaube nicht, dass mich das motivierte. Ich glaube, viel mehr nervte mich Rupert. Und wie auch immer es genau war, ich drückte auf meine Uhr, die seit etwa fünf Minuten still gestanden hatte, sagte Rupert ein paar unfreundliche Worte („Leck mich am Arsch“) und schleppte mich in Richtung km 20 davon. Die weiblichen Bewunderinnen waren nicht mehr da, aber das konnte mich jetzt auch nicht mehr schockieren [...]

Langtriathlon Schwerin 1994

Swiss Alpine Marathon Davos (31. Juli 1993)
Lieber B.!
Du hast schon öfter gefragt, was ich beim Laufen denke bzw. über was ich nachdenke. Vielleicht erinnerst Du Dich noch daran, dass Du mich vor zwei oder drei Jahren - jedenfalls bevor Du weggezogen bist - einmal gefragt hast, wie viele Schritte ich beim Marathon gemacht hätte, weil Du dachtest, was solle man sonst machen, um sich nicht zu langweilen, als sie zu zählen.
Gestern bin ich beim Swiss Alpine Marathon in Davos mitgelaufen, und ich dachte, ich könnte Dir mal schreiben, was mir durch den Kopf gegangen ist. Auf den 67 km, in achteinhalb Stunden. Da ich auch schon ein weiteres Ziel ins Auge gefasst habe, habe ich mir außerdem überlegt, ich könnte Dir in Zukunft etwas mehr über meine Vorhaben, mein Training und meine Gedanken dabei schreiben [...]

Sertiglauf Davos 1991