[…] Ich hatte mir als nächstes Zwischenziel gesetzt, den Abzweig vom Teltowkanal in Richtung Treptow nach 20 Stunden zu erreichen. Ich scheiterte gnadenlos. Seit dem letzten Verpflegungspunkt hatte ich wacker durchgehalten, nicht auf die Uhr zu schauen. Die Zeit vergeht ja ohnehin. Aber als ich dann sah, dass ich eine Viertelstunde später dran war als erhofft, war es so weit. Der Zeitpunkt, an dem man in sich hineinkriecht, war gekommen […] |
[…] Ich setzte mich noch einmal in den Liegestuhl, schloss noch einmal die Augen. Ich glaubte, meine Leute doppelt zu sehen, oder ich sah sie doppelt… Wenn ich weiter laufe und umfalle, komme ich auch nicht ins Ziel. Also musste ich so lange sitzen bleiben, bis ich ohne umzufallen weiterlaufen konnte […] |
[…]Und dann war ich plötzlich in Kreuzberg, lief am Lido vorbei, wo Henrik und ich vor einem halben Jahr auf einem Selig-Konzert waren, und zwischen unzähligen feiernden Menschen hindurch. Berlin-Kreuzberg, Samstagnacht, 4:30 Uhr. Ein Irrsinn nach 156 km. Doch niemand pöbelte oder rempelte. Vor einer Kneipe sogar applaudierten die Gäste, die dort auf Bierbänken saßen. Sicherlich auch ein interessantes Bild, Bier trinkend vor einer Kneipe zu sitzen und alle paar Minuten kommt ein Läufer mit Warnweste vorbei […] |
[…] Jetzt war ich aber auch auf dieser Grenze unterwegs, wo sich auf der einen Seite der Kollaps und auf der anderen das Ziel befand […] Ich denke nicht. Wenn ich mich entschieden und angemeldet habe, dann mache ich das. Mit purer Lust, aus purer Freude, der Freiheit wegen. Denn ich finde die Freiheit, von allem frei zu sein […] |